Frau Wenke Wensing, WirtschaftsWoche (Handelsblatt), führte mit Ralph Dannhäuser das folgende Interview zum Thema Verhalten in Karrierenetzwerken:

Was sind die absoluten No-Gos, die Arbeitssuchende auf Karrierenetzwerken anstellen können?

Eine der Antworten finden Sie schon in Ihrer interessanten Fragestellung, nämlich im Wort „Karrierenetzwerk“. Es handelt sich um ein beruflich genutztes Netzwerk. Hier stehen berufliche Themen und Business im Fokus und weniger private Dinge, die man gerne mit seinen Freunden austauschen möchte. Konkrete No-Gos sind z.B. Profilfotos vom letzten Urlaub an der Strandbar oder ein Bild vom schönsten Tag des Lebens im Hochzeitskleid, das man bei Damen immer wieder sieht. Außer Sie designen oder vertreiben Brautkleider. Ein weiteres No-Go wäre eine eher freizeitorientierte Art und Weise der Social Postings á la Facebook & Co. im eigenen Business-Netzwerk oder in Fachgruppen. Hilfreiche Fragestellungen in diesem Kontext sind beispielsweise: „Wie drücken sich User im Netzwerk oder in der Gruppe aus? Wie wirken meine Kommentare oder Beiträge auf andere? Können meine politischen, religiösen oder sonstigen weltanschaulichen Äußerungen irgendwann zum Nachteil für mich werden? Kann ich mit meinen Postings ruhig schlafen, wenn dieser Beitrag mein künftiger Chef, meine Kollegen, Kunden oder Dienstleister sehen würden?

Würden Sie empfehlen, Kontakte hinzuzufügen, die man nicht kennt, aber interessant findet?

Ja, allerdings mit starken Einschränkungen. Fremde Kontakte niemals über die App, sondern immer über die Desktopversion hinzufügen, denn hier können Sie einen kurzen Text dazuschreiben. Ich erlebe das immer wieder und frage mich „Was möchte diese Person von mir?“ Und wenn sich dann dahinter noch ein rudimentär gepflegtes Profil befindet, sind noch mehr Fragezeichen vorhanden, als vorher. Die Lösung: Schreiben Sie einen kurzen Text mit dem Grund der Kontaktanbahnung, so dass sich der Adressat sofort ein Bild davon machen kann, was Sie von ihm wollen bzw. was sein Nutzen davon ist, sich mit Ihnen zu vernetzen.

Wenn man einen potenziellen Arbeitgeber auf sich aufmerksam machen möchte, wie sollte man es auf Xing, Linkedin o.ä. angehen ohne aufdringlich zu wirken?

XING und Linkedin sind ein wahres Eldorado für Jobsuchende, vor allem in der aktuellen Marktlage. Nicht nur Headhunter und Personalberater haben Profizugänge, um über die genannten Netzwerke besser recruiten zu können, auch Linienrecruiter in Corporate Unternehmen nutzen immer mehr Social Media Recruiting als ergänzende Maßnahme im gesamten Personalmarketing-Mix. Zunächst empfehle ich ein ordentliches, aussagekräftiges Profilbild hochzuladen. Danach geht es an den Feinschliff im Profil. Die Suchbegriffe (Keywords) was Sie bieten oder suchen sind für die Suchmaschinen in XING oder Linkedin, aber auch außerhalb der Netzwerke, je nach Privatsphäreneinstellung elementar. Verwenden Sie gerne 15 – 20 Keywords rund um Ihre berufliche Expertise. Je mehr passende Suchbegriffe Sie eingestellt haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie gefunden und aktiv angesprochen werden. Daneben sollten Sie Ihren beruflichen Werdegang, Qualifikationen, Auszeichnungen usw. gewissenhaft darstellen. Aber bitte nicht bis ins kleinste Detail, sondern nur die wichtigsten Stationen und Meilensteine, die Ihr aktuelles Können und Ihre Position untermauern.

Was ist der richtige Ton, jemanden anzuschreiben?

Auch hier gibt es in den Business- Netzwerken sogenannte Netiquetten und Empfehlungen. Sprechen Sie fremde Personen immer mit einer höflichen Anrede an, Siezen Sie Personen, die Sie nicht persönlich kennen. Nehmen Sie Bezug zum Profil und reden Sie nicht um den heißen Brei herum. Hinterlassen Sie am Ende auch Ihre Kontaktdaten. Das schafft Vertrauen und signalisiert Ernsthaftigkeit beim gesuchten Kontakt. Wenn Sie Regelungen nicht beachten und Mitglieder sich mehrfach beschweren, können Abmahnungen und Kündigungen die Folge sein.

Würden Sie empfehlen, einen Personaler hinzuzufügen und um ein Telefonat zu bitten, weil man den Arbeitgeber interessant findet?

Ja, allerdings würde ich den Spieß herumdrehen und das Pferd von hinten aufzäumen. Sprich, ich würde mein Interesse am Job nicht im ersten Schritt signalisieren, sondern ich würde mein Interesse an allgemeinen Infos zur Arbeitgebermarke, zu den Werten, zur Kultur und zu Dingen hinterfragen, die nicht im „Hochglanzprospekt“ drin stehen. Hierzu wäre ein telefonischer Austausch durchaus interessant, bevor es zu einer eigentliche Bewerbung kommt, die ja auch Energie kostet. Dazu empfehle ich parallel über die Netzwerke zu schauen, wer meine direkten Kontakte jemanden kennt, der in der Wunschfirma arbeitet. Über diesem informellen Weg können wertvolle Informationen fliesen, die am Ende entscheidungsrelevant sein könnten oder Sie bei der Kontaktanbahnung mit dem Personal glänzen lassen.

Haben Sie sonstige Tipps für das richtige Verhalten auf Online-Karriereportalen?

Halten Sie Ihr Profil stets aktuell und der Wahrheit entsprechend. Networken Sie nachhaltig und ohne Erwartungshaltung. Helfen Sie mit Empfehlungen und Tipps Ihren eigenen Netzwerkkontakten. Nachhaltiges Netzwerken bedeutet, dass Sie nicht Tausende von Kontakten aufbauen sollen, sondern sich zunächst auf die Ihnen persönlich bekannten Kontakte konzentrieren und diese pflegen. Die Energie, die Sie in Ihr Netzwerk stecken, wird mittelfristig wieder zu Ihnen zurückkommen. Gerade dann, wenn z.B. ein Jobwechsel akut wird, ist ein gut ausgebautes Netzwerk Gold wert. Ihre Kontakte könnten der Türöffner in die neue Firma für Sie sein, weil beispielsweise einer Ihrer Netzwerkkontakte den Personalleiter oder Geschäftsführer der neuen Firma kennt.

Einen Auszug des Interviews finden Sie online unter: https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/karriereplanung-diese-benimm-regeln-gelten-bei-xing-linkedin-und-co/22930966.html